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WERLE & STANKOWSKI Samstag 17:40

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Was fällt Ihnen zum Namen "Werle & Stankowski" ein? Denken Sie an ein Comedy-Duo? An ein Fachgeschäft für Eisenwaren? An den Soundtrack zum großen TV-Roman über die beiden letzten Ruhrpott-Kumpel?
Wer Variante Nr. 3 gewählt hat, liegt auch daneben, kommt der Sache aber langsam näher. Denn: Bei Werle & Stankowski geht es wie bei den meisten Soundtracks um Musik. Außerdem macht die Musik von Werle & Stankowski glücklich - eine Wirkung, die auch TV-Romanen gelegentlich bescheinigt wird.

Das war’s dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten und dem Versuch einer Kategorisierung. Denn was die beiden Mittzwanziger und Kölner Lokalheroen Simon Werle und Johannes Stankowski auf ihrem zweiten Album "Listen To Werle & Stankowski" musikalisch zu sagen haben, passt in keine der vielen schnell zusammen gezimmerten Genre-Schubladen. So außergewöhnlich, weil auf den ersten Blick völlig gegensätzlich und auf den zweiten Blick so passend ist dieser seltene Fall einer perfekten Symbiose aus elektronischer Musik und dem großen Singer/Songwriter-Entwurf, aus Melancholie und tanzbaren Rhythmen, dass man sich fragt, warum das vorher noch niemandem eingefallen ist.

Aber wahrscheinlich kann einem so etwas gar nicht einfallen; wahrscheinlich ist es mal wieder das Schicksal, das hier zwei Musiker zusammengeführt hat, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so großartig harmonieren, dass es einem die Sprache verschlägt vor lauter Freude.
Der eine klein und schmächtig, der andere ein Riese; der eine ein Breakbeat-besessener Elektro-Wizard, der andere ein klassischer Singer/Songwriter an der akustischen Gitarre, der seine Liebe zu perfekten Harmonien seinem Gitarristen-Vater und den Beatles verdankt.

Wenn Johannes Stankowski seine Stimme erhebt, die Gitarre anschlägt und Simon Werle dazu dicke Beats aus den Maschinen rollen lässt, dann werden daraus meisterliche, klassischem Songwriting folgende Pop-Perlen in englischer Sprache, getragen von innovativ geschraubtem, elektronischem Clubsound, der den Werken internationaler Breakbeat- und Drum’n’Bass-Größen locker das Wasser reichen kann. Das Ergebnis klingt ungefähr so, als hätte sich Bob Dylan mit den Magnetic Fields, Aphex Twin und den Notwist-Brüdern zu einem Kurzurlaub in Kingston verabredet - wie gesagt: ungefähr.

Werle & Stankowski sind ein Duo, das sich nicht gesucht und trotzdem gefunden hat: "Wir sind zu 95 Prozent wir selbst", sagt Songwriter und Texter Johannes Stankowski über seine glückliche kreative Verbindung mit dem genialen Beat-Bastler und Arrangeur Simon Werle, die sich erst 2003 durch die gemeinsame Arbeit an einem Filmmusik-Projekt ergeben hat. Die Jahre davor hatten beide mehr oder weniger als musikalische Solisten verbracht. Der Individualist und Freigeist Stankowski ging unter dem Namen "Vater Rhein Market" seiner Leidenschaft für akustische Songs nach. Sein Faible für die Schönheit der englischen Sprache kongruierte perfekt mit einer Station seiner Vita, die ihn für ein Gitarrenbau-Studium nach Nottingham führte. Währenddessen machte Simon Werle Straßenmusik, experimentierte mit Kinderkeyboards und defekten Mischpulten, produzierte in Eigenregie sein Solodebüt und durchlebte eine prägende Reggae- und Dancehall-Phase.

Obwohl musikalisch wie äußerlich grundverschieden, wussten Johannes und Simon schon nach dem ersten gemeinsamen Auftritt bei der Leipziger Pop-Up-Messe, dass aus ihrer Begegnung ein Duo mit dem Namen Werle & Stankowski werden muss. "Mit unserem Namen geht es uns wie mit unserem Image", sagt Johannes Stankowski. "Wir waren uns von Anfang an darüber einig, dass wir uns nicht auf ein bestimmtes Konzept festlegen wollen, sondern das bleiben wollen, was wir schon immer waren. Dabei hilft uns unsere Verschiedenheit: sie macht das gemeinsame Arbeiten freier und detaillierter." Und Simon Werle ergänzt: "Wir machen einfach 'Popmusik mit fetten Beats’ und haben Spaß dabei. Wahrscheinlich passen wir so gut zusammen, weil wir keine Fachidioten sind, sondern offen für alles, von Radiohead und Coldplay bis hin zu Techno."

"Listen To ...", der Nachfolger des 2004 erschienenen, viel gelobten Debüts "Your Show", ist ein durchaus programmatischer Albumtitel: "Der Titel ist eine treffende Umschreibung für das, was meine Texte inspiriert", sagt Johannes Stankowski. "In der Hauptsache geht es dabei um mein Seelenleben - Liebeskummer, Einsamkeit, zwischenmenschliche Beobachtungen."Stankowskis Texte sind rührend, direkt, manchmal auch pathetisch, ohne sich dabei hinter den Mauern der Ironie verstecken zu müssen. Mit seiner sonoren Stimme, die manchmal an "Talking Head" David Byrne, manchmal an Divine Comedy’s Neil Hannon erinnert, erzählt er von depressiven Mitbewohnerinnen ("Lady Grey"), unverhofften Begegnungen auf Tour ("Beautiful Heart") oder Selbstentfremdung ("I Can’t Feel At Home In This World Anymore").

Live entfesseln Werle & Stankowski regelmäßig ein ravendes Indie-Feuerwerk: da fliegen Haare, schwingen Hüften und irgendwann tropft das Wasser von der Decke. Wer jemals das Glück hatte, die beiden bei einem ihrer umjubelten Auftritte zu erleben, weiß hinterher, wie eine gute Party funktioniert.

Mit ihrer erfrischenden Mischung aus Offenheit und Authentizität bringen Werle & Stankowski die Unangestrengtheit in die Popmusik zurück - und die Wärme liefern sie gleich noch dazu. Wenn man die Jahreszeit mal außen vor lässt: Kann uns etwas Schöneres passieren?