Was für eine sagenhafte Musik-Szene in den vergangenen Jahren in Hersbruck aufgeblüht ist, muss man ja nicht mehr erwähnen. Eine Band sollte neben „The Robocop Kraus“, „The Plane Is On Fire“ oder „The Audience“ nicht vergessen werden: “Yucca”.
Am 13. Juli stellen die Independent-Popper ihr Debüt-Album im Nürnberger Club Stereo in der Klaragasse 8 vor. Begonnen hat das musikalische Abenteuer für die beiden Gitarristen Matthias Scharrer und Christian Mertel schon vor Jahren mit der Band „A Tuny Sonic“, die mit kernigem „Modern-Macho- Testosterone-Rock“ kräftig die Muskeln spielen lies.Dagegen waren „Yucca“ in ihrer Frühphase schon eine Stufe eingängiger. Seit 2001 der Bassist Daniel Hönig und der Keyboarder Peter Graf dazu stießen, arbeiten die vier stetig an der Weiterentwicklung ihres Sounds. Vor allem mit dem Mini-Album „Radio- Controlled“ und mitreißenden Live-Auftritten machten sie sich einen Namen als energiegeladene Gitarrenband. Doch als der damalige Sänger Anfang des Jahres die Band verließ, stand man vor einer schwierigen Entscheidung: Sollte man den alten Sound beibehalten oder ihn völlig umschmeißen? Und vor allem: Wer sollte den Gesang übernehmen? In einem Kraftakt vergrub man sich zwei Monate im Proberaum, schrieb die Songs komplett um, änderte Texte und Gesangslinien und vollbrachte so einen riesigen Schritt nach vorne: Die neuen „Yucca“ waren geboren.
Die Gitarristen Matze und Christian wechseln sich jetzt beim Gesang ab, duellieren sich verbal und treiben sich an. Ein gelungenes Wechselspiel, das erst durch den zweimonatigen Entwicklungsprozess mit vier bis fünf Proben in der Woche möglich wurde. „Wir dachten doch, wir könnten überhaupt nicht singen“, meint Christian dazu.
Während die Qualität des Gesangs gewonnen hat, wurde die Quantität etwas zurückgeschraubt, um mehr Platz für kreative Song-Strukturen zu lassen. Vor allem elektronische Einflüsse sind zu hören. Der Synthesizer nimmt jetzt eine prominente Rolle ein, auch ein elektronisches Schlagzeug und ein Laptop kommen zum Einsatz.
Dabei ist nicht zuletzt der neue Schlagzeuger Jens Würdemann in einer Vorreiterrolle. Nach seinem Zuzug aus Norddeutschland fand er bei „Yucca“ eine neue musikalische Heimat, in der er wie alle Bandmitglieder seine Ideen einbringen kann. Dem Debüt- Album „Quick, Let’s Beat It“ hört man förmlich an, wie sich die Band-Mitglieder beim kollektiven Songwriting gegenseitig anstacheln und inspirieren.
Trotz aller Experimente sind „Yucca“ noch immer eine Gitarrenband mit stampfenden Beats, aber eben keine mit eindimensional dahingeschrubbten Gitarrenbrettern, sondern eine, die vor Kreativität und Spielfreude nur so sprüht. Auf der Platte befinden sich explosive, gitarrenlastige Tanzflächen- Füller wie „Big Car, Little Man“, die auch vor Schrei-Attacken nicht zurückschrecken. Aber auch Stücke wie „Blockhead- Time“, die mehr in die elektronische Richtung streben und melodische Gitarrenpop-Teile mit futuristisch verzerrtem Gesang und verstärktem Synthesizer-Einsatz vereinen. Durch diese Paarung behält „Yucca“ die gewohnte Energie und gewinnt eine klangliche Dimension hinzu.
Manchmal würde man sich auch etwas weniger Druck und nicht so viel mehrstimmigen Gesang wünschen, doch wenn der so viel Spaß macht wie die „yeah yeahs“ in „Freddy“, dann sei das auch verziehen. Und weil die Yucca-Tanzband sich derzeit offenbar in einer kreativen Hochphase befindet, darf sich das Publikum bei der Präsentation des Debüt-Albums im Club Stereo am Freitag auch gleich noch auf ein paar ganz neue Songs freuen. (...)
05. Juli 2006 - Nürnberger Nachrichten - Das Portrait